HEDERSLEBEN
LUTHERSTADT EISLEBEN
Frühlingsmorgen  in Hedersleben
Frühlingsmorgen  in Hedersleben
Frühlingsmorgen in Hedersleben

























 

Anno 1900 – 1999

 

Erarbeitet von:
Horst Engel
wohnhaft in Halle/Saale
Rudolf Haym Str. 32
 
Dank an Frau Christine Wohland, Schriftführerin beim Hedersleber
Heimat- und Kulturverein e.V.
und Herrn Walter Klingenstein, ehem. Vorsitzender der LPG Hedersleben
für die fachgerechte Unterstützung.
 
Übergeben an den Hedersleber Heimat- und Kulturverein e.V.
im Dezember 2016

 

 

Anno 1900: Ortsanschluss an das öffentliche Straßennetz

Hedersleben, ein landwirtschaftlich geprägtes Dorf im Mansfelder Land, hatte um 1900 ca. 892 Einwohner. Ende des 19. Jahrhunderts erfolgte der Bau der Landstraße von Schwittersdorf über Hedersleben, Oberrißdorf bis zur Landstraße, die von Polleben nach Eisleben führte. Damit war eine Verbindung zum öffentlichen Straßennetz gegeben.

Nun konnte man die Bahnstation der 1896 in Betrieb genommenen Halle – Hettstedter – Eisenbahn, die 1898 erbaute Zuckerfabrik in Schwittersdorf sowie die neun Kilometer entfernte Kreisstadt Eisleben leichter und sicherer mit Pferdefuhrwerken erreichen.

An der gepflasterten Straße nach Schwittersdorf war parallel ein so genannter Sommerweg angelegt, der unbefestigt war. Dieser ist heute teilweise noch zu sehen. Die mit Hufeisen beschlagenen Pferde liefen dort deutlich angenehmer und schonender. Pferd und Wagen waren Anfang des 20. Jahrhunderts für die Feldarbeit und den Transport von großer Bedeutung.

Im Dorf befand sich rechts der Straße zur Grünen Tanne eine Pferdeschwemme. Das gemauerte Rondell hatte einen Durchmesser von ca. 16 Metern. Der Boden sowie die Ein- und Ausfahrten waren gepflastert, um das von der Laweke eingespeiste Wasser für die Tränke und Säuberung der Pferde relativ sauber zu halten.

Die Schwemme ermöglichte auch das Durchfahren mit Pferd und Wagen. Besonders im Sommer war das Anfeuchten der Holzräder für die Spannung des Holzes gegenüber den Eisenreifen notwendig. Gleichzeitig war die Schwemme eine Wasserentnahmestelle für die Feuerwehr.

 

Anno 1904: Zusammenschluss

Die Gemeindevertretung erreichte nach wiederholten Vorstellungen bei der Regierung, dass die Gemeinde und der Gutsbezirk Hedersleben zu einem Zweckverbund zusammengeschlossen wurden. Als solcher bestand er bis zur Auflösung aller Gutsbezirke im Jahr 1928.

 

Anno 1906: Baubeginn der Wasserversorgung

Es begannen nunmehr umfangreiche Vorbereitungen zum Bau einer Wasserleitung für die Gemeinde. Das alte Klosteramt verfügte über eine eigene Wasserversorgung. Es erfolgten Vertragsabschlüsse für die Projektierung der Wasserleitung mit dem Meliorationstechniker Artur Fröhlich aus Merseburg; für die Erd- und Maurerarbeiten bei Verlegung der Leitungen mit Maurermeister Franke aus Beesenstedt und für die gesamte Installation der Wasserversorgung mit der Firma Faboni aus Halle.

 

Anno 1911: Elektrischer Stromanschluss

Hedersleben wurde an das elektrische Energienetz angeschlossen. An den Ortsausgängen der Hauptstraße entstanden Trafohäuser. Die größte Erleichterung für die Bürger war das elektrische Licht. In den handwerklichen Betrieben und Bauernwirtschaften kamen nun Elektromotoren zum Einsatz. Das ermöglichte den Bauern, nun vor allem größere Dreschmaschinen mit modernen Antrieben einzusetzen.

 

Anno 1912: Turnverein

Mit der Gründung des Turnvereins in Hedersleben konnten fast alle Jugendlichen für den Sport gewonnen werden.

 

 

Anno 1914: Beginn des 1. Weltkrieges

Die wehrpflichtigen Männer wurden eingezogen und mussten an die Front. Für die meist kinderreichen Familien im Dorf ergaben sich große Probleme. Die Frauen hatten nicht nur geringere Einkünfte, sie mussten in den landwirtschaftlichen Betrieben die schweren körperlichen Arbeiten der Männer übernehmen.

 

Anno 1916: Glocken für den Krieg

Dem großen Materialverbrauch im 1. Weltkrieg fielen auch die zwei Bronzeglocken unserer Kirche zum Opfer. Sie wurden aus dem Turm geholt und eingeschmolzen.

 

Anno 1917: Inbetriebnahme der Wasserleitung

Am 1. Januar 1917 konnte die Wasserleitung im Dorf einschließlich mehrerer Hydranten zur Löschwasserentnahme vollständig in Betrieb genommen werden. Für die Installation zahlte die Gemeinde 61.600 Mark an die Firma G. Faboni aus Halle. In der Pumpstation wurde die Pumpe von einer 36 Meter hohen Windturbine (später mit einem Elektromotor) angetrieben. Das Wasser wurde in das Wasserbecken auf den so genannten Wasserberg gepumpt und von dort in das Versorgungsnetz des Dorfes eingespeist. Nach dem Legen der Wasserleitung wurden im Dorf alle Straßen neu gepflastert bzw. ausgebessert. Die Hauptstraße pflasterte man überwiegend mit Mansfelder Schlackensteinen.

Von den verlegten Hauptwasserleitungen (bestehend aus Gusseisen) erfolgte die Wasserzufuhr weiter über Bleirohre. Für die Bauern, Handwerker, Gastwirte Geschäftsleute und Siedler verlegte man die Leitungen direkt in die Wohnhäuser, Ställe und Gewerberäume sowie in Einfamilienhäuser.

Anders verfuhr man mit den Mehrfamilienhäusern, die für die Landarbeiter gebaut bzw. von ihnen genutzt wurden. Die Verlegung der Wasserleitungen erfolgte hier nur bis in den Hof. Somit war jede Familie gezwungen, bei Wind und Wetter das Wasser vom Hof zu holen.

Im Winter hüllten die Bewohner das freistehende Rohr meistens mit Stalldung als Frostschutz ein. In dieser Zeit floss das Wasser vom teilweise eingepackten Leitungshahn über einen aufgesteckten gummierten Schlauch in den Wassereimer.

Das Wasser musste dann mit Eimern in die Wohnküchen geholt werden. Hier stellte man die Eimer auf eine hölzerne Wasserbank. Von dort holte sich jedes Familienmitglied das Wasser zur eigenen Verwendung (zum Trinken, Kochen, Putzen, zum Waschen der Wäsche und zur Körperhygiene). Das Schmutzwasser kam in einen Eimer, den man vor das Haus in die Straßengosse entleerte.

 

Anno 1918: Ende des 1. Weltkrieges

Nach dem opferreichen Krieg beklagte man im Dorf 43 gefallene Männer. Die zurückgekehrten Männer hatten vielfache gesundheitliche Schäden erlitten. Nach Kriegsende wurden die heimkehrenden Soldaten im Kriegerverein aufgenommen. Erst 1929 gründete sich eine „Kriegsverletztengruppe“ innerhalb des Kriegervereins.

 

Anno 1918: Grippe-Epidemie

Erstmals wütete in Hedersleben eine schwere Grippe-Epidemie. Zahlreiche Einwohner des Dorfes fielen ihr zum Opfer.

 

 

 

Anno 1918: Gutsbesitzer Wendenburg

Die insgesamt 72 Erben des Amtmannes Braune verkauften das alte Klosteramt an den Gutsbesitzer Wendenburg aus Seeburg.

 

Anno 1920: Elektrizität in der Kirche

Die Dr. Kleinschmidt-Stiftung spendete die elektrischen Anlagen (Beleuchtung und Orgelgebläse) für die Hedersleber Kirche.

 

Anno 1923: Errichtung des Kriegerdenkmals

Für die Gefallenen des 1. Weltkrieges errichtete man das Kriegerdenkmal an der Hauptstraße, Ecke Kirchberg.

 

Anno 1923: Neue Glocke

Als Ersatz für die im 1. Weltkrieg eingeschmolzenen Glocken ruft sein 1923 eine eiserne Glocke mit der Inschrift „In schweren Zeiten dem Herrn geweiht“ die Christen. Hergestellt wurde sie von der Firma Ulrich Weule in Apolda-Bokenem.

 

Anno 1924: Schützenverein Hedersleben

Es entstand ein Groß- und ein Kleinkaliberschützenverein. Der Schießstand für die Schützen wurde im Garten vom Bauer Köster am Märzberg (neben dem Fischteich) erbaut.

 

Anno 1926: Schrebergartenverein Hedersleben

Am 1. Oktober 1926 wurde der erste Schrebergartenverein in Hedersleben gegründet. Die ersten Gärten legte man am Polleber Weg an. Später kamen Gärten an der Sorge und an der Schwemme hinzu. Die Gesamtfläche dieser Gartenanlagen betrug ca. 5900 m². Der Mitgliedsbeitrag betrug drei Reichspfennige pro Monat. Als Jahrespacht waren fünf Reichspfennige pro m² (heute wären das ca. 20 Cent pro m²) zu zahlen.

 

Anno 1927: Unwetter über Hedersleben

Bereits in der Nacht vom 14. zum 15. Juli 1910 wurden insgesamt 142 Millimeter Niederschlag gemessen. Die Laweke trat über die Ufer, und die Wassermassen überfluteten den unteren Gutsbezirk, Gärten und Wiesen.

In den Folgejahren gab es weitere Unwetter über Hedersleben. Schwere Gewitter waren oft die Ursache für Sturmschäden und Überschwemmungen. Bei einem schweren Gewitter 1927 wurde das Windrad der Windturbine abgerissen. Es flog über 50 Meter weit auf ein angrenzendes Feld.

Ein verheerender Regen brachte 1936 große Überschwemmungen sowie Schäden in der Flur und im Dorf. Nach dem Unwetter 1956 wurden Maßnahmen zur Beseitigung der Schäden und den Ausbau der Laweke beschlossen und realisiert.

In den Jahren 1958 und 1963 kam es erneut zu größeren Überschwemmungen.

 

 

Anno 1928/29: Strenger Winter

Hedersleben war in diesem langen und strengen Winter völlig eingeschneit und die Zufahrtstraßen zeitweise unpassierbar. Nur mit großen Pferdeschlitten gelang es, die Milch von den Bauernhöfen (teils über Felder) zur Molkerei zu bringen. Die Schneewehen waren bis zu 3m hoch.

 

Anno 1929: Dritte Schule

Die dritte Schule wurde am Mansfelder Weg neu gebaut und 1929 eingeweiht, für dörfliche Verhältnisse war sie eine moderne Schule. Sie hatte einen gut ausgestatteten großen Schulraum, sanitäre Einrichtungen und eine Lehrerwohnung.

Die Schulen in der sogenannten Alten Küsterei am Kirchberg und in der ehemaligen Kossätenwirtschaft in der Goldgasse wurden weiter genutzt. Der Unterricht erfolgte nunmehr in drei Klassenräumen mit dem Hauptlehrer Teuschel sowie den Lehrern Schröter und Wesenberg.

Damit verbesserten sich für die 148 evangelischen und 12 katholischen Schulkinder (149 einheimische, 11 ausländische Kinder) die Lernbedingungen erheblich.

 

Anno 1930: Handwerksbetriebe, Geschäfte und Gaststätten

  • Bäckerei Hoffmann, Hauptstraße
  • Bäckerei Gölzer, Goldgasse
  • Fleischerei Griese, An der Schwemme
  • Fleischerei Schnelle, Hauptstraße
  • Stellmacherei Kretschmar, Grüne Tanne
  • Schmiede Stein, Goldgasse
  • Glaserei und Tischlerei Ehnert, Sperlingsberg
  • Ladengeschäft und Gaststätte Olze, Hauptstraße
  • Gaststätte zur Post Knauth, Hauptstraße
  • Schuster Haake, Grüne Tanne
  • Schuster Rückriem, Dorfstraße (Nähe Schwemme)

 

Anno 1933: Machtübernahme der Nationalsozialisten

Von der NSDAP (Nationalsozialistische Deutsche Arbeiter Partei) wurden nach dem Verbot aller anderen Parteien auch in Hedersleben neue Strukturen und Organisationen geschaffen. Als Bürgermeister setzte man den Parteigenossen Gustav Knauth ein.

 

Anno 1934: Militärische Feuerwehr

Das zuständige Reichsministerium wies die Gründung örtlicher Feuerwehren an. Zielstellung war neben der organisierten Brandbekämpfung auch die Übernahme von Luftschutzmaßnahmen. Dem Gründungsaufruf des Hedersleber Amtsvorstehers folgten die Bürger Hermann Barthel, Otto Wiebach sen., Hermann Kohlharth, Paul Döring, Ernst Ohme, Erhardt Winkler, Hermann Sonnabend sen., Ernst Krelling, Paul Dittmann, Otto Kößtler, Otto Fiedler und Paul Towara. Sie wurden somit die ersten offiziellen Feuerwehrmänner und wählten Hermann Barthel zum Wehrleiter.

Zur Brandbekämpfung stand eine gebrauchte Karrenspritze zur Verfügung, die wahlweise per Hand oder im Vorspann zur Brandstätte transportiert wurde. Die Ausrüstung wurde im Gerätehaus „an der Schwemme“ verwahrt.

1935 erfolgte der Kauf einer Doppelkolbenpumpe und neuer Feuerwehrschläuche. Die Motorpumpe war in einem Einachsanhänger, der als Geräteträger diente, integriert. Als Zugmittel schaffte man einen gebrauchten, offenen Mannschaftswagen vom Typ Horch an.

Zur Erhöhung der Einsatzsicherheit wurde der Achtzylinderreihenmotor 1941 in einer Autoreparaturwerkstatt aus Halle generalüberholt.

Mit Beginn des 2. Weltkrieges wurden der Wehrleiter Barthel und die Feuerwehrmänner Wiebach, Kohlhardt, Ohme, Winkler, Krelling, Kößtler und Fiedler eingezogen. Als Wehrleiter fungierte danach Otto Ludwig, Schlepperführer beim Bauer Köster.

 

Anno 1935: Beginn der Motorisierung der Feldarbeiten

Zur Erhöhung der Produktivität in der Landwirtschaft kauften die Gutsbesitzer Wendenburg, Weitzel, Reiche, Köster und Günther sowie der Pächter Dressel Ackerschlepper vom Typ Lanz Bulldog in den Leistungsklassen 30, 35, 45 und 55 PS für jeweils 7.000 bis 10.000 Reichsmark noch vor dem 2. Weltkrieg.

Die ersten Schlepper waren noch eisenbereift, später mit Gummibereifung ausgestattet. Damit konnten nicht nur Geräte zur Bodenbearbeitung und Erntemaschinen angehängt, sondern auch landwirtschaftliche Transporte effektiver realisiert werden. Kettenschlepper mit erhöhter Zugkraft und geringerem Bodendruck besaßen nur das Wendenburgische Amt und Bauer Weitzel.

Der aufwändige Einsatz von Ackerpferden konnte nunmehr deutlich reduziert werden.

 

Anno 1936: Kindergarten

Die Gemeinde Hedersleben entschied sich, eine Einrichtung zur Betreuung der Kinder im Kapellgarten aufzubauen. Die Einweihung des Kindergartens erfolgte am 1. Juli 1936.

Das Gebäude verfügte im Eingangsbereich über einen Umkleideraum, weiterhin einen Aufenthaltsraum, eine kleine Küche zum Erwärmen von Wasser und Getränken sowie einen kleinen Nebenraum. Im Garten waren zwei Sandkästen, eine Wippe und zwei Schaukeln.

Es gab einen Elektroanschluss, aber keinen Anschluss an die Trinkwasserleitung. Neben dem Gebäude stand ein gemauertes Podest mit Vertiefungen für Blechschüsseln zum Waschen. Das Trinkwasser wurde in einem Wasserfass zum Kindergarten transportiert. Die aus Holz gefertigten Trockentoiletten befanden sich ca. 30 m vom Haus entfernt.

 

Anno 1939: Beginn des 2.Weltkrieges

Auch jetzt mussten die meisten Männer im wehrpflichtigen Alter wieder in den Krieg ziehen. Der Arbeitsausfall wurde in Hedersleben von 1939-45 z.T. mit polnischen und später mit serbischen Gefangenen sowie mit polnischen und sowjetischen Zwangsarbeitern ersetzt.

Der Krieg wirkte sich auch auf den Schulunterricht im Dorf aus. Mit dem Weggang des Lehrers Hiller 1941 wurde die neue Schule geschlossen. Die relativ modernen Schulbänke kamen in die Schule an der Goldgasse, um die alten Holzbänke aus dem 19. Jahrhundert zu ersetzen. Der Unterricht fand nur noch in zwei Klassenräumen statt. Der Lehrer Wesenberg war für das 1.-4. Schuljahr und Lehrer Schröter für das 5.-8. Schuljahr zuständig.

Im Jahr 1942 kamen zusätzlich noch die Schüler aus Oberrißdorf nach Hedersleben. Die neue Schule wurde erst nach Ende des 2. Weltkrieges wieder als Schule genutzt. Ende der 60er Jahre stellte man den Schulbetrieb in dieser Schule wieder ein.

 

 

 

 

 

Anno 1945: Ende des 2. Weltkrieges

In Hedersleben gab es während und Ende des Krieges keine militärischen Ereignisse. Dennoch wurde das Leben im Dorf allein durch die 46 gefallenen Soldaten und die Aufnahme von über 400 evakuierten und vertriebenen Personen erheblich beeinflusst.

Die amerikanischen Truppen trafen am 13. April 1945 ohne jeglichen Widerstand in Hedersleben ein. Nach einer Einquartierung zum 14. April verblieb eine Kommandantur im Gutshof Reiche.

Die alliierten Mächte teilten Deutschland in vier Besatzungszonen auf. Danach gehörte die Gemeinde Hedersleben zur sowjetischen Besatzungszone. Als dann am 4. Juli die Truppen der Roten Armee einzogen, stellte der Bürgermeister Olze ein gutes Verhältnis zwischen dem Kommandanten und der Einwohnerschaft her. Die Kommandantur wurde Anfang August 1945 wieder aufgelöst.

Anmerkung: Horst Engel verfasste 2015 einen Beitrag „Meine Erinnerungen vom Kriegsende und dem Einzug der Amerikaner am 13. April 1945 in Hedersleben“ zur Chronik der Gemeinde Hedersleben. Dieser kann vom „Hedersleber Heimat- und Kulturverein“ e.V. bereitgestellt werden.

 

Anno 1944-46: Anstieg der Einwohnerzahl

Die Zahl der Einwohner veränderte sich in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts im und nach dem 2. Weltkrieg beträchtlich. Ins Dorf kamen vor allem evakuierte Frauen und Kinder. Dabei handelte es sich um Ausgebombte aus Berlin, Köln und anderen Orten sowie um Flüchtlinge, die aus Ostpreußen, Polen und Schlesien vor der zurückweichenden Ostfront nach Mitteldeutschland strömten.

Nach 1945 erreichten vor allem Vertriebene aus Polen und der Tschechoslowakei Hedersleben. Die um über 400 Personen erhöhte Einwohnerzahl führte im Ort zu einer großen Wohnungsnot. Eine Wohnungskommission der Gemeinde prüfte den gesamten Wohnraum im Ort und machte Vorschläge für die Unterbringung der zugezogenen Bürger.

Vorrangig nutzte man Wohnraum in den Herrenhäusern, d.h. in den durch die Bodenreform enteigneten Gütern. Darüber hinaus wurden in fast allen Wohnhäusern (nach intensiver Absprache der Gemeinde mit den Bürgern) Zimmer zeitweilig zur Verfügung gestellt. Die Wohnverhältnisse, besonders die sanitären Einrichtungen, waren mehr als mangelhaft.

 

Anno 1945: Bodenreform

Im August 1945 erfolgte mit der Bodenreform die Enteignung aller landwirtschaftlichen Betriebe über 100 Hektar. In Hedersleben betraf es das Wendenburgische Amt (heute Amtshof) sowie die Güter Reiche (Denkmalstraße 19) und Barth (Denkmalstraße 24). 775 Hektar Land wurden an 113 Neubauern und landarme Bauern übergeben.

Der Bauer Joachim Weitzel (Goldgasse) bewirtschaftete weiterhin noch ca. 190 Hektar. Das war nur möglich, weil seinem Bruder Hans Weitzel (Rechtsanwalt) 99 Hektar davon gehörten. Im Jahr 1946 wurde der Betrieb geteilt. Für die Bewirtschaftung der Anteile von Hans Weitzel (ehem. Rittergut) setzte man den Treuhänder Otto Rauchfuß ein.

Bereits 1945 erfolgte die Gründung der Vereinigung der gegenseitigen Bauernhilfe (VdgB) zur Unterstützung der Neubauern auch in Hedersleben.

 

 

 

 

 

 

 

Anno Ende 1945: Handwerksbetriebe, Geschäfte und Gaststätten

  • Bäckerei Hoffmann, Hauptsraße
  • Bäckerei Gölzer, Goldgasse
  • Fleischerei Griese, An der Schwemme
  • Stellmacherei Kretschmar, Grüne Tanne
  • Glaserei und Tischlerei Ehnert, Sperlingsberg
  • Schmiede Rumpf, Goldgasse
  • Schmiede Pächter Schubert, Amt
  • Ladengeschäft und Gaststätte Pächter Wiebach, Hauptstraße
  • Lebensmittelgeschäft Hofer, An der Schwemme
  • Gaststätte Krelling, Hauptstraße
  • Gärtnerei Reinicke, Grüne Tanne
  • Steinsetzer Ohme, Märzberg
  • Müller Döring, Mansfelder Weg
  • Schuster Rückriem, Dorfstraße (Nähe Schwemme)
  • Schuster Kohlhard, Grüne Tanne
  • Friseur Böttcher, Grüne Tanne
  • Sparkassenagentur Frau Barthel, Grüne Tanne

 

Anno 1946: Katholische Bürger

Nach Kriegsende kamen mit den evakuierten und vertriebenen Personen auch zahlreiche Bürger katholischen Glaubens mit in das Dorf. Die evangelische Kirchengemeinde gestattete ihnen die Nutzung ihres Gotteshauses.

 

Anno 1947: Errichtung eines Sportplatzes

Die größere Einwohnerzahl und ein höherer Anteil von Jugendlichen verlangten nach einem sportlichen Ausgleich. Mit Unterstützung der Gemeindevertretung wurde die notwendig Fläche von einem Acker (Bodenreformland, ehemals Wendenburg) am Lindengraben bereitgestellt. Die Planierungsarbeiten erfolgten vorwiegend in Handarbeit durch die Dorfjugend. Hedersleben hatte erstmalig einen Sportplatz.

 

Anno 1947: Bau von Neubauernhöfen

In der sowjetischen Besatzungszone kam es zu einem Beschluss eines Bauprogrammes zur Schaffung von Neubauernhöfen. Vorrangig standen Baukapazitäten, Baumaterialien und günstige Kredite von nur ein bis drei Prozent Zinsbelastung zur Verfügung. Von der Bausumme mussten die Neubauern 25% in Eigenleistung erbringen.

Im Zeitraum von 1947 bis 1952 haben in Hedersleben insgesamt 32 Neubauern neue Höfe gebaut bzw. vorhandene Gebäude ausgebaut. Baugebiete waren am Lindengraben sowie am Polleber und Burgsdorfer Weg. Bei den neugebauten Häusern befanden sich anfangs Wohnung, Stall und Scheune - später Wohnung und Stall - unter einem Dach.

Mit diesem Bauprogramm verbesserten sich die Wohnbedingungen der Neubauern sowie die Unterbringung der eigenen Viehbestände. Die vom Krieg verursachte Wohnungsnot im Dorf verminderte sich erheblich.

 

 

 

 

 

Anno 1949: Aufbau der MAS (Maschinen – Ausleih – Station)

Auf Beschluss der „Deutschen Wirtschaftskommission“ begann auch in Hedersleben Anfang 1949 der Aufbau einer MAS. Aufgabe war die vorrangige Unterstützung der Neubauern mit Traktoren, Maschinen und Geräten bei der Feldbestellung und Ernte. Zum Verantwortungsbereich der MAS Hedersleben gehörten weitere acht Gemeinden.

Anmerkung: Horst Engel schrieb 2013 eine Broschüre „Meine Erinnerungen an die Arbeit der Maschinen-Ausleih-Station (MAS), Maschinen-Traktoren-Station MTS) und Reparatur-Technische-Station (RTS) in Hedersleben und die Rolle bei der Entwicklung der Landwirtschaft“ als Beitrag zur Chronik der Gemeinde Hedersleben. Diese kann über den „Hedersleber Heimat- und Kulturverein“ e. V. zur Verfügung gestellt werden.

 

Anno 1949: Staatsgründungen nach dem 2. Weltkrieg

Auf dem Gebiet der amerikanischen, englischen und französischen Besatzungszonen wurde am 23. Mai 1949 die Bundesrepublik Deutschland (BRD) gegründet. Danach erfolgte auf dem Gebiet der sowjetischen Besatzungszone am 7. Oktober 1949 die Gründung der Deutschen Demokratischen Republik (DDR).

Die unterschiedlichen gesellschaftspolitischen Ausrichtungen ergaben sich aus dem Grundgesetz der BRD und der Verfassung der DDR. Auch in der DDR gab es anfangs Länderstrukturen. Die Landesregierung von Sachsen-Anhalt hatte ihren Sitz in Halle/Saale. Hedersleben, eine Gemeinde im Mansfelder Seekreis, gehörte nun zum Land Sachsen-Anhalt.

 

Anno 1951: Kulturhaus

Mit dem Aufbau der MAS (Maschinen-Ausleih-Station) 1949 ging die Errichtung eines MAS-Kulturhauses zur weiteren Entwicklung des geistig-kulturellen Lebens auf dem Lande einher. In Hedersleben entschied man sich für die Nutzung des ehemaligen Herrenhauses auf dem Amt. Dort wohnten jedoch Familien, die nach dem 2. Weltkrieg hier untergebracht wurden. Bis 1951 war es deshalb nur möglich, im Erdgeschoss für die MAS eine Betriebsküche und einen Speiseraum sowie Büroräume einzurichten.

Am 13. März 1951 breitete sich in der Nacht ein Schwelbrand im Dachgeschoss aus. Nur mit großer Mühe brachten sich alle Bewohner auf dem Hof in Sicherheit. Ihre spärlichen Sachen und Einrichtungen fielen den Flammen zum Opfer. Es war der einzige Brand in einem bewohnten Haus in Hedersleben im 20. Jahrhundert - zum Glück ohne Personenschaden.

In diesem Zeitraum gab es außerdem noch Scheunenbrände, so im Jahr 1906 in einer Feldscheune, 1919 in Günthers Gut und 1943 in Weitzels Gut. Auch hier gab es keine Verluste an Mensch und Tier.

Erst der Wiederaufbau des Kulturhauses mit einer neuen Raumgestaltung (mit Saal und Gaststätte) ermöglichte ab 1952 die vorgesehene Nutzung.

Von den neuen Möglichkeiten wurde reger Gebrauch gemacht, so z.B. für:

  • Belegschaftsversammlungen, Betriebsfeiern
  • Festveranstaltungen an gesetzlichen Feiertagen
  • Jugendweihefeiern und Tanzveranstaltungen
  • regelmäßige Kinovorführungen bis Anfang der 80er Jahre
  • Nutzung kleinerer Räume für Beratungen und Schulungen sowie für Familienfeiern
  • Einrichtung eines Fernsehraumes bis 1961
  • Einrichtung eines Musikraumes
  • Einrichtung einer Bücherei.

Besonders genoss man die die gastronomische Betreuung im Haus. Das Kulturhaus wurde bereits 1956 der Gemeinde in Rechtsträgerschaft übergeben.

 

 

Anno 1952: Gründung der LPG (Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaft)

In der DDR erfolgte Mitte Mai der Beschluss für weitere Veränderungen in der gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Entwicklung. Eine der ersten Maßnahmen war die Auflösung der Länder sowie die Bildung von Bezirken und Kreisen. Hedersleben gehörte nun zum Kreis Eisleben im Bezirk Halle.

Im Zuge der sozialistischen Umgestaltung der Landwirtschaft ging es darum, die werktätigen Bauern für den Eintritt in die LPG zu gewinnen. Auch in Hedersleben wurde bereits im Juli 1952 eine LPG gegründet. Dazu entschlossen sich die Neubauern Erich Diesner, Martin und Alois Bojago, Karl Schilke, Herbert Suhr, Paul Gärtig, Fritz Schalnat, Willy Flocke und Fritz Schönefeld. In der ersten Versammlung gaben sie ihrer LPG den Namen „Neues Leben“ und wählten Karl Schilke zum ersten Vorsitzenden.

Eine weitere zentrale Maßnahme war die Umbildung der MAS (Maschinen-Ausleih-Station) in MTS (Maschinen-Traktoren-Station). Ihre Aufgabe bestand nunmehr darin, vorrangig die LPG, die in fast allen Dörfern gegründet wurden, mit leistungsfähigeren Traktoren und Landmaschinen zu unterstützen.

 

Anno 1952: Neue Pumpstation zur Wasserversorgung

Hedersleben war überwiegend landwirtschaftlich geprägt. Dennoch gab es zahlreiche Bergarbeiter, die im etwa sieben Kilometer entfernten „Fortschritt Schacht" tätig waren. Trotz höchster Jahresförderung (bis zu 30.000 t Kupfer) zeichnete sich ein Ende der Erzförderung in der Mansfelder Mulde ab. Nordöstlich von Hedersleben erfolgten noch mehrere Bohrerkundungen für den Kupferschieferbergbau. Für die Kupferverhüttung waren größere Wassermengen notwendig.

Deshalb bohrte man auch in Hedersleben nach Wasser. Fündig wurde man in der Gärtnerei Reinicke auf einer Fläche nahe der Laweke. Die neue Pumpstation war am 1. Mai 1952 einsatzbereit. Die Gemeinde Hedersleben durfte diese neue Pumpstation zur Trinkwassereinspeisung für das gesamte Ortsnetz nutzen. Für die höher gelegenen Entnahmestellen verbesserte sich damit der Wasserdruck erheblich. Nachteilig wirkte sich die hohe Wasserentnahme für die Kupferhütte in der weiteren Absenkung des Grundwasserspiegels aus. So trocknete z.B. der Kapellteich vollständig aus.

 

Anno 1952: Neue Gartenanlage

Mit der gestiegenen Einwohnerzahl war das Verlangen nach einem Garten groß. Im Vordergrund stand die Verbesserung der Gemüseversorgung der Familie. Nach ergiebigen Diskussionen wurde von der Gemeinde am Wiesenweg (Ortsrand Richtung Dederstedt) eine Fläche von ca. vier Hektar ausgewählt. Das waren überwiegend Wiesen aus der Bodenreform.

Die Bildung des Kleingartenvereins „Wiesengrund“ Hedersleben mit Vorstand und Vorsitzenden führte zu einer aktiven Einbeziehung der Mitglieder. Bald konnten 80 Parzellen mit je 400 m² Fläche vergeben werden. Erlaubt war eine Laube (laut Satzung) mit 24 m². Der Jahresbeitrag betrug 30,- Mark. Eine große Erleichterung stellte der Elektro- und Wasserleitungsanschluss an das Ortsnetz der Gemeinde dar.

Das gute Niveau der Gartenanlage fand nicht nur das Interesse der Dorfbewohner. Familien aus den Neubaugebieten von Halle und anderen Orten entschieden sich schon in den 70er Jahren für einen Garten in Hedersleben. Es entstand eine sehr gepflegte Anlage mit starken gemeinschaftlichen Interessen und großem Zusammenhalt. Besonders beliebt waren Festveranstaltungen gemeinsam mit der Dorfbevölkerung. Die Gaststätte im Kulturhaus wurde ebenfalls sehr gern genutzt.

Im Vergleich zu den fünfziger Jahren (Notwendigkeit des Gemüseanbaus) hat gegenwärtig der Erholungswert eine größere Bedeutung. Erfreulicherweise finden wieder junge Familien Interesse an einem Garten und dem damit verbundenen aktiven Vereinsleben.

 

 

Anno 1952/53: Landambulatorium

In diesen Jahren wurde zur Verbesserung der medizinischen Versorgung der Landbevölkerung in Hedersleben ein Landambulatorium als Außenstelle des Kreiskrankenhauses Eisleben neu gebaut und im November 1953 eröffnet. Arztpraxen gab es für zwei Allgemeinmediziner und einen Zahnarzt. Weitere Räumlichkeiten für Patienten, Personal und für eine Arzneimittelausgabestelle standen zur Verfügung.

Für die Ärzte baute man zwei Wohnhäuser am Standort. Die ersten Ärzte waren Angestellte des Kreiskrankenhauses. Medizinalrat Joachim Bruns leitete diese Einrichtung von 1968 bis zur Umwandlung 1990. Die Ärztin für Allgemeinmedizin, Karin Poser, war von 1970 bis 1990 im Innen und Außendienst tätig.

Ab 1973 wurde das Landambulatorium dem Rat der Gemeinde Hedersleben unterstellt. Es betreute die Einwohner von 12 Dörfern (analog MTS-Bereich) und das Kinderheim Johanneshall bei Beesenstedt. Von Anfang an gab es einen ärztlichen Bereitschaftsdienst für alle Bewohner des Einzugsbereiches.

1965 erfolgte eine neue territoriale Verantwortung für die Betreuung der Orte Hedersleben, Dederstedt, Volkmaritz Neehausen, Elbitz, Rottelsdorf, Burgsdorf, Bösenburg, Polleben, Oberrißdorf, und Volkstedt. Folgende Außenstellen für Allgemeinmedizin gab es: Ab 1965 in Polleben; ab 1973 in Volkstedt; bis 1966 in Beesenstedt; bis 1988 in Schwittersdorf.

In Hedersleben waren dazu beschäftigt: zwei Ärzte für Allgemeinmedizin, ein Zahnarzt, eine Sprechstundenschwester, eine Büroangestellte, zwei PKW-Fahrer und eine Reinigungskraft. Die jährlichen Betriebskosten betrugen 140.000 Mark.

Für die POS Hedersleben und Polleben, für acht Kindergärten und zwei Kinderkrippen sicherte man eine spezielle Kinderbetreuung ab. Darüber hinaus gehörten zum Versorgungsbereich die LPG Hedersleben, Dederstedt, Polleben, Rottelsdorf und Volkstedt sowie für die VEB Getreidewirtschaft Schwittersdorf. Gemeindeschwesternstationen wurden in Dederstedt, Neehausen, Burgsdorf, Rottelsdorf, Polleben und in Volkstedt eingerichtet.

Ab 1979 war die „Schnelle Medizinische Hilfe“ (SMH) nachts und am Wochenende einsatzbereit.

 

Anno 1954: Neuer Vorsitzender der LPG

Nach dem Wegzug des Vorsitzenden der LPG, Karl Schilke, wurde Friedrich Schönefeld sen. zum neuen Vorsitzenden der LPG gewählt. In den schwierigen Anfangsjahren der LPG gelang es ihm dank der fachlichen Unterstützung von Wilhelm Müller und der Einsatzbereitschaft zahlreicher Mitglieder sowie der Leistungen der MTS, die Genossenschaft weiter zu entwickeln.

Im Jahr 1960 trat der letzte Einzelbauer in die LPG ein. Die LPG Hedersleben bewirtschaftete nunmehr alle im Ort vorhandenen landwirtschaftlichen Flächen.

 

Anno 1955: Konsum-Landwarenhaus

Die enorme Zunahme der Einwohner in Hedersleben nach dem 2. Weltkrieg erschwerte die Versorgung erheblich.

Zwei Bäckereien und eine Fleischerei konnten die Waren, die es auf Lebensmittelkarten gab, noch liefern. Schwieriger war es bei allgemeinen Lebensmitteln und Waren des täglichen Bedarfs. Der Pächter von Olzens Laden, Otto Wiebach, an der Hauptstraße und der Kolonialwarenladen von Karl Hofer an der Schwemme sahen sich außer Stande, den Bedarf vollständig zu decken.

Die Konsumgenossenschaft unterstützte die Bestrebungen für eine größere Verkaufsstelle. Mit dem Aus- und Erweiterungsbau am Herrenhaus des Gutes Barth schuf man eine Verkaufsfläche von über 240 m². Otto Ehnert, der sich sehr für einen Konsum in Hedersleben einsetzte, war dann Leiter dieser Einrichtung bis 1962. Danach leitete Rolf Rückriem das Konsum-Landwarenhaus, in dem bis zu sieben Verkäuferinnen arbeiteten.

Das Angebot erweiterte sich im Laufe der Jahre vor allem bei Lebensmitteln, Waren des täglichen Bedarfs, Textilien und Industrieartikeln vom Staubsauger bis zum Motorrad. Über einen Katalog konnten auch Möbel bestellt werden.

Das Warenhaus wurde 1990 (wie alle Konsumeinrichtungen im ehemaligen Bezirk Halle) geschlossen.

 

Anno 1955: Gesangverein Hedersleben

Der Gesangverein „Harmonie“ hatte in Hedersleben eine lange Tradition. Nach 1945 waren im Männerchor über 30 Mitglieder. Chorleiter war Werner Olze, danach Gerhard Sabbath.

Im Jahr 1955 erfolgte die Umbildung in einen gemischten Chor.

Die letzten gemeinsamen Lieder verklangen 1970.

 

Anno 1958: Zusammenschluss der LPG

Die LPG Hedersleben und die LPG Oberrißdorf schlossen sich zusammen und bewirtschaften nun als LPG Hedersleben insgesamt 1544 Hektar Ackerland.

 

Anno 1959: Übergabe der Technik der MTS an die LPG

Im April wurde die Technik der MTS leihweise an LPG Typ III übergeben. Alle LPG Typ III im Bereich der MTS Hedersleben erhielten die Traktoren und Landmaschinen entsprechend ihrem Flächenanteil. Man stellte den Traktoristen und weiteren Beschäftigten der Technikbrigaden frei, Mitglied der LPG zu werden.

Die LPG kaufte die Technik später zu einem günstigen Zeitwert. Das führte zur Änderung der Aufgabenstellung und Umbenennung der MTS in eine RTS (Reparatur-Technische-Station). Mit der Übergabe der Technik nutzte man die agrotechnischen Belange der LPG zur Ertragssteigerung weitaus besser.

 

Anno 1959: Erweiterung der Schulausbildung

Die Schulzeit der Schüler erhöhte sich in diesem Jahr auf 10 Jahre. Die Schulausbildung an einer Polytechnischen Oberschule (POS) begann damit auch in Hedersleben. Als Voraussetzung für einen moderneren Unterricht erfolgte 1960/61 im Bereich des ehemaligen Gutshofes Barth der Ausbau und Bezug von neuen Schul- und Laborräumen.

Ab 1963 konnten 481 Schüler aus Hedersleben, Oberrißdorf, Dederstedt, Neehausen, Volkmaritz und Elbitz in 17 Klassen (in Hedersleben und Dederstedt) unterrichtet werden. Von der Schulküche im Ort, die bereits 1953 eingerichtet wurde, erhielten alle Kinder ein warmes Mittagessen einschließlich Milchgetränke. Außerdem bekam die Schule einen Schulgarten am Burgsdorfer Weg und eine Bibliothek. Der 1967 begonnene Bau eines neuen Grundschulgebäudes (Lawekestraße 8) mit neun moderneren Fachunterrichtsräumen war eine weitere Voraussetzung für eine Zentralschule für alle Schüler der Klassenstufen 1 bis 10 aus den obengenannten Orten ab 1969. Der Schulgarten wurde nun oberhalb des Schulneubaues angelegt.

 

 

 

 

 

Anno 1960: Probleme in der Hühnerhaltung

Nach dem Krieg versuchten die meisten Familien, mit einer Haustierhaltung ihre Eigenversorgung zu sichern. Je nach Wohnverhältnissen wurden Hühner, Kaninchen, Enten und Gänse gehalten. Hühnereier waren auch Tauschobjekte. Sie konnten aber auch an eine Sammelstelle verkauft werden (10 Pfennig/Stück).

Landwirtschaftliche Betriebe mussten seit 1945 ein so genanntes Soll an staatliche Einrichtungen abliefern. Dieses Soll bestand u.a. aus den folgenden Abgaben: Getreide, Kartoffeln, Zuckerrüben, Milch, Schweine Rinder, Schafwolle und auch Hühnereier. Die Höhe des Solls richtete sich nach der Betriebsgröße. Im Gegenzug dafür erhielt man einen festgesetzten Betrag. Insgesamt reichte das Aufkommen von Hühnereiern nicht für eine kontinuierliche Versorgung der Bevölkerung. Die LPG Typ III (mit genossenschaftlicher Tierhaltung) erhielt ebenfalls Auflagen bezüglich der Hühnerhaltung. In Hedersleben begann die LPG 1953 mit einer Freilandhaltung am Kapellteich. Bald stellte sich heraus, dass die Auslauffläche zu klein war.

Im Wehental entstand 1960 eine neue Anlage mit größerer Auslauffläche. Auch hier zeigte sich, dass die Bedingungen für eine Freilandhaltung unzureichend waren, was zu hygienischen Problemen führte. Die Hühner erhielten aufgrund der Zusammensetzung des Futters nicht alle notwendigen Nährstoffe, die sie sonst in der Natur finden. Trotz aller Bemühungen des Stallpersonals konnten die erwarteten Leistungen nicht erbracht werden. Die Hühnerhaltung wurde 1964 aufgegeben.

 

1961: Erneute Wahl eines Vorsitzenden

Nach dem Tod des Vorsitzenden der LPG, Friedrich Schönefeld, war eine Neuwahl dringend erforderlich. Als Nachfolger wurde Walter Klingenstein gewählt.

Walter Klingenstein kam nach dem Agrarstudium an der Martin-Luther-Universität in Halle bereits 1958 als Betriebswirtschaftler zur MTS Hedersleben. 1959 trat er in die LPG ein. Durch seine Arbeit zur fachlichen Unterstützung der LPG war er mit dem Entwicklungsstand der Genossenschaft vertraut. In kurzer Zeit gelang es ihm gemeinsam mit den Mitgliedern der LPG, positive Veränderungen herbeizuführen.

 

Anno 1961/62: Neuer Kindergarten

Der in die Jahre gekommene Kindergarten im Kapellgarten war für die größer werdende Kinderschar mittlerweile viel zu klein und wies erhebliche technische und hygienische Mängel auf.

Ein Neubau entstand am gleichen Ort durch vielfältige örtliche Initiativen. Alle Arbeiten wurden im NAW (Nationalen Aufbauwerk) unentgeltlich ausgeführt. Später kamen noch Umkleideräume und sanitäre Einrichtungen für die Sportler der Betriebs-Sport-Gemeinschaft (BSG) Traktor dazu. Da war der Sportplatz noch nebenan. Eine aufwändige Sanierung der gesamten Kindereinrichtung erfolgte dann 1985/86.

 

Anno 1961/62: Neues Löschfahrzeug und Gerätehaus der FFW

Die Feuerwehr erhielt erstmalig ein neues, größeres Löschfahrzeug vom Typ „Granit 30“ mit Schlauchtransportanhänger (420m B-Schlauch). Für diese Ausrüstung war das Gerätehaus an der Schwemme viel zu klein. Die LPG Hedersleben übergab die ehemalige Wäscherei an die Gemeinde für den Ausbau zu einem Feuerwehrdepot. Die erforderliche Baukapazität stellte die LPG zur Verfügung.

In den Folgejahren wurden zur Erhöhung der Einsatzfähigkeit und Leistung der FFW weitere Anschaffungen getätigt. 1981 konnte der Granit K 30 gegen ein moderneres Löschfahrzeug vom Typ Robur LO 1801 ausgetauscht werden. 1991 wurde ein neues Löschfahrzeug vom Typ LO 2002 mit Wasserpumpe und Schaumausrüstung in Betrieb genommen. 1995 folgte eine wichtige technische Ergänzung: Ein Hilfsrüstwagen auf der Basis des in der DDR hergestellten B 1000 kam dann bei Verkehrsunfällen und Beseitigung von Ölspuren zum Einsatz.

Anno 1964: Tierarztpraxis

Die Tierarztpraxis mit gewerblichen Räumen wurde mit anliegendem Wohnhaus neben dem Land- Ambulatorium am Polleber Weg gebaut. Sie verfügte über ein Arztzimmer, eine Apotheke und eine Garage. Der Tierarzt Hans Kempke übernahm ab 01.07.1964 die Tierarztpraxis. Er war zuständig für die Betreuung der Tierbestände der LPG und für die individuelle Tierhaltung der Bürger in Hedersleben, Oberrißdorf, Dederstedt, Volkmaritz, Elbitz und Neehausen. Die Tierarztpraxis wurde 1990 geschlossen und die Gebäude privatisiert.

 

Anno 1964: Kinderkrippe

Die steigende Anzahl von Kindern im Dorf veranlasste den Gemeinderat, eine neue Kinderkrippe (für Kinder im Alter von 1 bis 3 Jahren) im ehemaligen Gut des Bauern Weitzel (Goldgasse) einzurichten – für die jungen Frauen eine gute Voraussetzung für ihre Berufstätigkeit.

 

Anno 1967: Nachbarschaftshilfe

Die Entwicklung der LPG im Kreis Eisleben verlief sehr unterschiedlich. Während die LPG Hedersleben relativ gut vorankam, befand sich die Nachbar-LPG Dederstedt, die sich bereits 1961 mit der LPG Neehausen vereinigt hatte, in argen Schwierigkeiten. Die Leitung der LPG war mit der Lage völlig überfordert.

Die Kreisleitung beschloss, dass der Vorsitzende der LPG Hedersleben, Walter Klingenstein, gleichzeitig die LPG Dederstedt leiten soll.

Nach langem Zögern gaben er und die Vorstände der LPG die Zustimmung. Unter Einbeziehung der Mitglieder und vorhandenen Fachkräfte in Dederstedt gelang es, eine positive Entwicklung in der Pflanzen- und Tierproduktion voranzutreiben. Die LPG arbeitete nun kostendeckend.

Die Doppelfunktion endete bereits nach einem Jahr. Otto Riedel übernahm danach als neuer Vorsitzender der LPG Dederstedt die Aufgaben.

 

Anno 1968: Aufbau des Rinderkombinates

In der Tierproduktion, die überwiegend noch in alten Stallanlagen (teilweise noch aus dem 19. Jahrhundert) verteilt in Hedersleben und Oberrißdorf betrieben wurde, war der Anteil körperlich schwerer Arbeit noch sehr hoch. Die Fütterung und Entmistung sowie das Melken der Kühe war Handarbeit. Der von der LPG beschlossene Aufbau des Rinderkombinates am Burgsdorfer Weg sollte die Konzentration einer artengerechten Tierhaltung, der Futterversorgung und -lagerung sowie in der Milchaufbereitung ermöglichen.

Es ging um die Erhöhung der Milchproduktion und die Senkung der Kosten sowie die Verbesserung der Arbeitsbedingungen durch die Mechanisierung von Arbeitsgängen. Bereits ab 1965 war die LPG schuldenfrei und verfügte schon über größere finanzielle Rücklagen. Für die umfangreiche Investition brauchte kein Kredit aufgenommen zu werden.

Den Bauauftrag erhielt die Zwischenbetriebliche Bauorganisation (ZBO) der LPG Hedersleben, Dederstedt und Rottelsdorf. Dort arbeiteten ca. 50 Maurer, Zimmerleute und anderen Fachkräfte. In der Zeit von 1968 bis 1970 entstanden zwei Milchviehställe mit je 200 Plätzen. Die Anlage entsprach den seinerzeit modernsten Anforderungen. Für die Rinder- und Schweineaufzucht bzw. -mast wurden vorwiegend am Ort vorhandene Stallanlagen um- und ausgebaut. Für die Beschäftigten des Rinderkombinates errichtete man gleichzeitig einen Sozialtrakt.

Nach der Fertigstellung und Inbetriebnahme des Rinderkombinates legte man alle von der LPG bislang genutzten Tieranlagen im Ort still. Damit wurde die Geruchsbelästigung im Dorf wesentlich reduziert. Die alten Stallanlagen wurden abgerissen oder für gemeinnützige Zwecke genutzt. So verwandelte sich z.B. der Kuhstall in Barts Hof zur Bauernstube.

Im zweiten Hof dieses ehemaligen Gutes, neben dem Schenkberg (im Sprachgebrauch „Bodensteins Gut“) wurde die Scheune, in der teilweise noch eine Rindermast untergebracht war, zu einem Wohnhaus umgebaut. Insgesamt entstanden acht Wohnungen, die vollständig von der LPG-Baubrigade errichtet wurden.

In Reiches Hof erfolgte ein vollständiger Abriss des Kuhstalls. An dieser Stelle entstand eine Sammelstelle für Obst und Gemüse - ebenfalls aufgebaut von der Baubrigade.

1990 übernahm das Beerdigungsinstitut Voigt das Gebäude.

 

Anno 1970: Katholische Kapelle

Die feierliche Weihe der Kapelle (Denkmalstraße 29) war für die Katholische Gemeinde ein großes Ereignis. Im neuen Altarraum stellte man stabile Holzbänke mit Klappkniebank für 80 Personen auf. Das Altarbild schuf der Maler Splett aus Halle. Er übernahm auch die künstlerische Ausgestaltung des Kreuzweges und des Altarraums mit Marienfigur, Predigtpult, Gabentisch und das ewige Licht.

 

Anno 1971: Bildung der KAP (Kooperative Abteilung Pflanzenproduktion)

Dem internationalen Trend folgend beschloss die DDR eine schrittweise Trennung der Pflanzen- und Tierproduktion in den landwirtschaftlichen Betrieben. Für die geplanten Größenordnungen waren die Flächen und Einrichtungen mehrerer Betriebe notwendig. Für eine effektive Pflanzenproduktion stellten die Flächen der LPG Hedersleben und Dederstedt mit 3222 Hektar eine überschaubare Größe dar.

In den Mitgliederversammlungen der LPG musste beschlossen werden, dass ihre Pflanzenproduktion nunmehr durch die gemeinsame KAP betrieben wird. Als Leiter der KAP wurde Walter Klingenstein gewählt. Ihm wurden zwei Bereichsleiter unterstellt. Als Vorsitzender des Kooperationsrates bestand seine Aufgabe darin, die Beziehungen zwischen der KAP und den LPG weiter zu entwickeln. In der KAP arbeiteten insgesamt 160 Mitglieder. Auf dem Amt, von der LPG seit Ende der fünfziger Jahre als Technikhof genutzt, wurden Werkstätten, Schmiede und Tischlerei weiter ausgebaut.

Die Leitung und Verwaltung der KAP richtete sich im ehemaligen Gutshaus Köster ein. Für die LPG Hedersleben musste ein neuer Vorsitzender gewählt werden. Diese Aufgabe übernahm das Genossenschaftsmitglied Friedrich Presch.

Die LPG Hedersleben und Dederstedt übertrugen der KAP leitungsmäßig folgende Bereiche: Die Basen für Traktoren und Landmaschinen, Futterbrigaden, Schafhaltung, Gärtnerei, Werkstätten und Baubrigade.

 

Anno 1971: Dörings Windmühle

Die letzte noch betriebsfähige Windmühle in Hedersleben übernahm Otto Döring auf dem Mühlfeld am Mansfelder Weg bereits 1918. Die Windmühle vom Müller Seidel, die sich südlich vom Lindengraben und Mühlanger befand, war zu diesem Zeitpunkt schon stillgelegt.

Erst 1938 waren die Voraussetzungen für einen Elektroantrieb an Dörings Mühle geschaffen. Die um 360° gegen den Wind drehbare Bockwindmühle konnte von einem im Nebengebäude eingebauten Elektromotor über den relativ langen Treibriemen zur dazu ausgerichteten Mühle in windarmen Zeiten angetrieben werden. Eine Umstellung war sehr aufwändig und störanfällig. Deshalb drehte sich die Mühle noch nach dem Krieg (auch wegen zahlreicher Stromsperren) überwiegend mit Windkraft. Nach dem Tod vom Müller Döring war die Mühle lange Zeit ungenutzt. Sie wurde von den Erben aus Sicherheitsgründen 1971 abgerissen.

 

 

 

Anno 1974: Eingemeindung der Gemeinde Oberrißdorf

Mit Zustimmung des Rates des Kreises Eisleben wurde Oberrißdorf von der Gemeinde Hedersleben übernommen. Dadurch konnte der Verwaltungsaufwand gesenkt und das gemeinsame Potential besser für die Bürger genutzt werden.

 

Anno 1976: Veränderungen in der Umgebung des Dorfes

Ausgehend von der Anbauplanung und der Fruchtfolge erfolgte für ein effektiveres Wirtschaften eine schrittweise Vergrößerung der Feldschläge auf 50 bis 60 Hektar. Deshalb musste das Wirtschaftswegenetz neugestaltet werden. Die vorhandenen Feldwege waren in einem schlechten Zustand und mit großen Landmaschinen sowie Transporteinheiten kaum noch passierbar.

Der Ausbau folgender Wege war notwendig:

  • von Hedersleben nach Dederstedt,
  • von Hedersleben über die „Spinne“ (Mehrfachkreuzung) nach Neehausen,
  • von der Spinne bis zur Wormsleber Straße,
  • von Hedersleben bis zur Flurgrenze nach Polleben,
  • Mansfelder Weg bis zur Schäferei,
  • von Oberrißdorf bis zur Flurgrenze nach Polleben.

Für den Ausbau (Projektierung, Planierung, Unterbau und Bitumendecke) der insgesamt 18 km wurde ein bezirksgeleiteter Betrieb beauftragt. Die Baumaßnahmen waren Ende 1979 abgeschlossen. Im Zuge dessen erfolgte auch die Renaturierung nicht mehr benötigter Feld- und Stichwege. Der Investitionsumfang wurde von der KAP aus Eigenmitteln in Höhe von 400.000 Mark realisiert. Alle Bewohner machten von den neugebauten Wegen rasch Gebrauch. Die Wegstrecke und die Fahrzeit nach Dederstedt, Polleben und Neehausen waren nur noch halb so groß.

 

Anno 1979: Archäologische Funde

Bereits 1938 entdeckte man an der Straße nach Wormsleben (ca. ein Kilometer vom Ortsrand) ein Steinkistengrab der Glockenbecherkultur. Die Steinplatten lagerte man nach der Bergung auf dem Schenkberg. Das Grab sollte dort wiederaufgebaut werden. Dazu kam es aber durch Ausbruch des 2. Weltkrieges nicht mehr. Leider wurden diese Steinplatten nicht sicher verwahrt und dienten wahrscheinlich als Baumaterial. Im gleichen Jahr wurde in Weitzels Garten (hinter dem Rittergut) ein Brandgrab (Urne mit Deckel und Leichenbrand) mit unverbrannten Knochen gefunden.

In den Jahren 1959 bis 1979 kam es in der Umgebung von Hedersleben zu weiteren Funden von sechs ehemaligen Siedlungen aus der Jungbronzezeit. Bei Pflugarbeiten entdeckte man 1980 auf dem Flurstück „Siek der Pien“ ein weiteres Steinplattengrab. Beim Bau der neuen Wohnhäuser im Lindengraben 1981 wurden Reste einer Klosteranlage (Friedhof, Gebäude und Kirche) freigelegt, aber nicht gesichert und überbaut. Im Jahr 1988 barg man auf der Hochfläche rechts des Weges Hedersleben- Wormsleben ein weiteres Steinkistengrab mit zwei Bestattungen, einem verzierten Glockenbecher und Bernsteinknöpfen.

Der Kraftfahrer Heinz Jäsch setzte sich in dieser Zeit ehrenamtlich für eine sach- und fachgerechte Bergung dieser Funde in Zusammenarbeit mit den Spezialisten des Landesmuseums für Vorgeschichte in Halle ein.

 

 

 

 

 

Anno 1980: Bessere Lebensbedingungen

Die guten Leistungen der LPG-Mitglieder führten trotz materiell-technischer Probleme zur Steigerung von pflanzlichen und finanziellen Erträgen. Die KAP Hedersleben erzielte als erster genossenschaftlicher Betrieb im Bezirk Halle einen Durchschnittsertrag bei Getreide von über 60 Dezitonnen/Hektar. Für diese Leistung und der erfolgreichen Gesamtentwicklung erhielt 1981 ein Kollektiv der KAP die staatliche Auszeichnung „Banner der Arbeit“. Weitere Mitglieder bekamen betriebliche Auszeichnungen, Geldprämien, In- und Auslandsreisen.

Während die Neubauern und kleinen Bauern in der zurückliegenden Zeit kaum Urlaub machen konnten, ermöglichte die LPG nicht nur den bezahlten Urlaub, sondern kümmerte sich rechtzeitig um kostengünstige Urlaubsobjekte. Ein Urlaub in den LPG- und KAP- eigenen Objekten am Seddiner See bei Potsdam und den Rangsdorfer See bei Berlin sowie Unterweißbach in Thüringen fand große Zustimmung.

Die LPG richtete Betriebsferienlager an der Müritz, in Thüringen und an der Ostsee ein. Viele Jahre verbrachten so die Kinder der LPG-Mitglieder im Alter von 10-14 Jahren in den Sommerferien unentgeltlich erlebnisreiche Tage. In den Objekten sorgten Lehrer, Betreuer und Küchenpersonal von der LPG für einen interessanten und erholsamen Ablauf.

Die von der KAP 1974 eingerichtete Bauernstube im Gemeindehof wurde nicht nur für Veranstaltungen genutzt, sondern stand den Mitgliedern und Bewohnern des Dorfes für Familienfeiern kostengünstig zur Verfügung.

 

Anno 1980: Gründung der LPG Pflanzenproduktion

Die erfolgreiche Arbeit der KAP machte die Bildung einer eigenständigen LPG Pflanzenproduktion möglich. Der Leiter der KAP Hedersleben, Walter Klingenstein, wurde zum Vorsitzenden gewählt. Gemeinsam mit den gut ausgebildeten Fachkräften gelang es, die Pflanzenproduktion weiter voranzutreiben. Die Leistungen der Pflanzenproduktion, z.B. Bereitstellung von Futtermitteln, für die LPG Hedersleben und Dederstedt erfolgten auf vertraglicher Grundlage – die Voraussetzung für eine stabile Tierproduktion.

Durch eine weitere Ertragssteigerung und Senkung der Betriebskosten der LPG Pflanzenproduktion konnten nicht nur eine höhere Vergütung der Mitglieder, sondern auch größere Investitionen für Ausrüstungen und Gebäude getätigt werden. Eine erneute komplexe Sanierung des gesamten Technikhofes (außer Kulturhaus) war nun finanziell möglich. Alle Gebäude erhielten neue Dächer, Räume und Fassaden.

Im Mittelpunkt standen die sozialen Einrichtungen. Die alte Kleescheune wurde fast vollständig abgerissen. So entstanden neue Dusch- und Umkleideräume, eine moderne Küche, ein Speiseraum sowie neue Beratungszimmer. Die Genossenschaftsbauern gingen jetzt nach getaner Arbeit mit sauberer Kleidung nach Hause oder in eine Gaststätte. Ebenso verbesserte sich die Feldversorgung mit warmen Mahlzeiten deutlich.

Die 1952 von der MTS auf dem Technikhof errichtete Tankstelle wurde abgerissen und eine neue, größere Tankstelle 1986 an der Schwittersdorfer Straße in Betrieb genommen.

 

Anno 1980: Gründung der LPG Tierproduktion

Für die LPG Hedersleben stellte das eine Namensänderung dar. Veränderungen im Produktionsablauf gab es in der Rinderproduktion. Während Hedersleben die gesamte Milchviehproduktion übernahm, wurde in Dederstedt die Rindermast betrieben. Durch Stallumbauten erhöhte man die Kapazität auf 700 Milchkühe. Die Leistungssteigerungen und finanziellen Einkünfte stagnierten zeitweilig. Im Verhältnis zur Pflanzenproduktion blieb der Verdienst der Mitglieder in der Tierproduktion zurück. Mit einem neuen Vorsitzenden für die LPG Tierproduktion sollte eine Veränderung erfolgen. Diese Aufgabe übernahm Christian Schaarschmidt. Als neuer Vorsitzender der LPG Tierproduktion verstand er es, unter Einbeziehung der vorhandenen Fachkräfte und der fleißigen Mitglieder das Produktionsniveau und die finanziellen Ergebnisse zu erhöhen.

Anno 1981: 40 neue Wohnungen

Es gab immer noch weiteren Wohnungsbedarf, obwohl seit 1950 (außer den Neubauernhäusern) insgesamt über 50 Neu- und Ausbauwohnungen sowie 16 Eigenheime mit wesentlichen Leistungen der LPG gebaut wurden. Die Gemeinde legte den Bau von 40 Wohneinheiten auf dem Gelände des Sportplatzes im Lindengraben fest (die hügelige Geländestruktur in der Ortslage bot kaum größere ebene Flächen).

Den Rohbau übernahm Landbaukombinat Naumburg und den Endausbau die LPG Bau- und die Maurerbrigade des Gemeindeverbandes. Die zukünftigen Mieter packten kräftig mit an.

Mit dieser Baumaßnahme verlor Hedersleben einen Sportplatz in günstiger Ortslage. Die BSG Traktor hatte nun keinen Sportplatz für Fußballturniere mehr.

 

Anno 1983: Neue Polytechnische Oberschule

Die am Lindengraben neu gebaute Oberschule mit 13 modern eingerichteten Klassenräumen und Fachkabinetten bildete alle Schüler aus Hedersleben, Oberrißdorf, Dederstedt, Volkmaritz, Neehausen und Elbitz aus. Gleichzeitig nutzten die Schüler eine neue Turnhalle und eine Kleinsportanlage. Der Wunsch, wieder einen turnierfähigen Sportplatz zu errichten, wurde nicht erfüllt.

 

Anno 1984: Neue Schafstallanlage

Die Schafhaltung hatte in Hedersleben eine lange Tradition. Im Wendenburgischen Amt und im Gut von Bauer Reiche hielt man bis zum Ende des 2. Weltkrieges insgesamt 1200 Schafe. Das Amt verfügte im oberen Hof über eine relativ moderne Stallanlage. Sie musste 1949 wegen der Gründung der MAS aufgegeben werden. Die Unterbringung im ehemaligen Scheunenhof des Amtes, hinter der Schmiede, war nur ein Behelf.

Von der LPG wurden weitere Objekte (Rittergut) für die Schafhaltung genutzt. Es gelang dem Schäfermeister Heinz Prasche trotz dieser Provisorien, eine ausgezeichnete Stammherde aufzubauen. Das Zertifikat „Staatlich anerkannter Zuchtbetrieb“ folgte als Anerkennung. Mit der Inbetriebnahme der neuen, modernen Schafstallanlage 1984 am Mansfelder Weg und der Nutzung weiterer ausgebauter Ställe hatte Hedersleben nunmehr beste Bedingungen für insgesamt 1500 Schafe. Die Nutzung der Anlage war aber nur von kurzer Dauer. Nach der Wende bestand 1990 kein Bedarf mehr an Schafwolle. Die Ställe dienten dann der Getreidelagerung.

 

Anno 1985: Die Dorfjugend und ihr Club

In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts gab es im Dorf für die Jugend nur wenige Perspektiven. Nach der Schulzeit konnten Jungen und Mädchen vorrangig bei den Bauern eine Arbeit aufnehmen. Die Handwerksbetriebe im Ort ermöglichten nur für einige Jungen eine berufliche Ausbildung. Eine Arbeit oder Ausbildung außerhalb war meistens nur mit dem Fahrrad zu erreichen oder mit einer zeitweiligen Unterkunft in den Betrieben möglich.

Die Freizeit konzentrierte sich (unter Berücksichtigung der Saisonarbeit) vor allem auf die Sonn- oder Feiertage und Dorffeste. Gefragt waren Gaststätten mit Tanzsaal. Auch in dieser Zeit suchten die Jugendlichen nach Freiräumen. Das war in Hedersleben aber nicht einfach. Es gab keine landschaftlich schöne Umgebung. Der Acker grenzte, wegen seiner hohen Fruchtbarkeit direkt an das Dorf. Die wenigen Parks an den Herrenhäusern konnten wegen der hohen Mauern weder betreten noch eingesehen werden. Da blieben für Spaziergänge meistens nur die Feldwege.

Nach dem 2.Weltkrieg war das Bedürfnis nach kultureller Vielfalt auch im Dorf sehr groß. Die Dorfjugend wurde bei Veranstaltungen, Feiertagen und Dorffesten besonders aktiv. Der öffentliche Nahverkehr und die Anschaffung von Motorrädern erweiterten die Freizeitmöglichkeiten auch außerhalb des Dorfes.

Mit der Nutzung des Kulturhauses der MAS Hedersleben ergaben sich ab 1949 weitere Möglichkeiten für Jugendveranstaltungen. Nach dem Brand 1951 richtete man bei beim Neuaufbau auch ein Jugendzimmer ein.

In der DDR drang die FDJ (Freie Deutsche Jugend) auf die Bildung von Jugendclubs mit ganzjährig nutzbaren Räumlichkeiten. Das forderten nun auch die engagierten Jugendlichen aus Hedersleben heraus. Sie erhielten dabei Unterstützung durch die Kreisleitung der FDJ in Eisleben.

Von der Gemeinde wurde 1985 im ehemaligen Gutshof Barth (Denkmalstraße 24) im Dachgeschoss (die gesamte linke Zimmerfront) ein Jugendclub eingerichtet. Zur Ausstattung gehörten Tische, Bänke und eine Holztheke.

Vielfältige Veranstaltungen, Vorträge und Jugendfahrten fanden großen Zuspruch bei den Jugendlichen. Für die Nutzung des Clubs gab es Statuten und Vorschriften, an die musste man sich halten. Dies lockerte sich mit den Jahren durch Wegzug der Verantwortlichen und im Verlaufe der Zeit. Die Gemeinde hatte ihre Büroräume eine Etage tiefer unter dem Jugendclub. Dadurch gab es Probleme im Haus. Ein neuer Standort wurde gesucht. Als Übergang zogen die Jugendlichen für ca. sechs Monate ins Kulturhaus. Das Zimmer war groß genug und gab viel Platz für Poster.

Noch im Jahr 1987 entstand wieder ein neuer Club im Gutshof Barth neben der Bauernstube. Bei der Renovierung des Raumes packten viele Jugendliche selbst mit an. Die Ausstattung war neu und modern: Stereoanlage, ein kleiner Lochbillardtisch sowie eine Theke und zahlreiche Spiele. Im zweiwöchentlichen Rhythmus fand am Samstag eine Clubdisko statt. Von den Jugendlichen mussten die Räumlichkeiten selbst sauber gehalten werden. Das überprüfte die Gemeinde. Diese Reinigung klappte nur mit mäßigem Erfolg. Vor einer Prüfung gab es Reinigungsaktionen.

Das Ende des Jugendclubs war mit der Wende besiegelt. Der nach 1990 erfolgte Versuch, einen Jugendclub außerhalb des Ortes in einem Flachbau an der Schwittersdorfer Straße zu etablieren, scheiterte.

 

Anno 1985: Die LPG Pflanzenproduktion kauft die Gaststätte „Zur Post“

Nach 11-jährigem Leerstand befand sich das gesamte Objekt (Denkmalstraße) in einem sehr schlechten Zustand. Gaststätte und Saal waren nicht mehr nutzbar. Ziel war, für die Bewohner des Dorfes wieder eine niveauvolle Gaststätte zu errichten.

Gasträume und sanitäre Einrichtungen erhielten eine moderne Ausgestaltung. Ein größerer Raum für ca. 40 Personen entstand in der oberen Etage. Bei der künstlerischen Gestaltung verwendete man Motive aus Hedersleben und dem Mansfelder Land. Dabei stand der bäuerliche Charakter im Mittelpunkt - ein Schmuckstück für Veranstaltungen und Familienfeiern für die gesamte Dorfbevölkerung.

Im Jahr 1990 übernahm die Vermögens- und Verwaltungsgemeinschaft mbH die Gaststätte als Rechtsnachfolger der LPG. Pächter war Frau Cieschek bis 1996. Nach kurzzeitiger Schließung kaufte die Gemeinde Hedersleben das Objekt. Der baufällige Saal in der Sorge wurde abgerissen und auf der Fläche ein Parkplatz errichtet. Die Gaststätte wurde noch bis 2005 betrieben.

 

Anno 1989: Gaststätten

Die Schankwirtschaft Diesner (Inh.) mit eigener Brauerei und Kegelbahn (Ecke Goldgasse, gegenüber dem Schenkberg mit dem Kriegerdenkmal von 1871) und die Schankwirtschaft „Zum Deutschen Kaiser“ an der Hauptstraße stellten bereits Anfang des 20. Jahrhunderts den Ausschank ein.

Die Gutsbesitzer Wendenburg und Weitzel erwarben die Häuser. Nach geringen Umbauten dienten sie als Wohnungen für ihre Landarbeiter.

Neben der ehemaligen Wirtschaft „Zum Deutschen Kaiser“ gab es noch die Schankwirtschaft „Zur Post“. Beide standen einige Meter parallel zur Straße entfernt. Dadurch konnten Postkutschen, Gespanne mit Kutschen und Wagen vor den Häusern abgestellt werden, ohne die Straße zu blockieren.

Mit der Verbreitung der Personenkraftwagen in den 20er und 30er Jahren wurden zunehmend kleine Tankstellen an Gaststätten errichtet. Dabei sollte nicht nur Benzin getankt werden; so auch an der Gaststätte „Zur Post“ in Hedersleben.

Die Familie Knauth und später die Familie Krelling bewirtschafteten die Gaststätte. Außer dem Gastraum gab es noch einen Tanzsaal. Während des 2. Weltkrieges gab es im Saal nur einmal im Monat eine Filmvorführung. Erst nach dem Krieg waren Tanzveranstaltungen wieder erlaubt. Ab Herbst 1945 spielten Musiker aus Volkstedt bzw. Beesenstedt an Wochenenden zum Tanz auf. Der Saal war immer gut besucht. Die Jugend des Dorfes organisierte oft Bälle und andere Veranstaltungen, wie z.B. Burschen-, und Maskenbälle sowie einen Abschlussball der Tanzschüler. Aber auch kleine Theaterstücke, Erntefeste, regelmäßige Filmvorführungen und Einwohnerversammlungen fanden im Saal statt.

Familie Krelling betrieb die Gaststätte noch bis 1957. Danach erfolgte eine Verpachtung an die Konsumgenossenschaft bis 1974. Als Gaststättenleiter fungierte „Tatek“ Thaddeus Jamrozinski.

Die zweite Gaststätte „Zum Alten Fritz“ des Ortes befand sich im Haus von Werner Olze neben seinem Kolonialwarenladen an der Hauptstraße. Sie war mit einer kleinen Gaststube und einem Vereinszimmer recht klein. Hier dominierte der Ausschank. Werner Olze wurde Anfang des Krieges zur Wehrmacht eingezogen. Er verpachtete den Laden und die Gaststätte an Otto Wiebach. Nach dem Krieg benannte man den „Alten Fritz“ um in die Gaststätte „Zum Sängerkrug“. Hier trafen sich vorwiegend die Jugend und die Sportler. Die Gaststätte wurde in den 50er Jahren geschlossen.

Im Kulturhaus der MAS Hedersleben entstand eine neue Gaststätte. Nach dem Brand des Kulturhauses im März 1951 wurde beim Wiederaufbau die Raumgestaltung des Hauses wesentlich verändert. Im Obergeschoss fanden im neu eingerichteten Saal ca. 200 Personen Platz und in der unteren Etage 30 Personen in einer Konsumgaststätte. Als erster Gastwirt agierte Wilhelm Wrubel von 1952 bis 1972. Danach übernahmen die Gaststätte Helmut Töpferwein (1972 bis 1975), Joachim Trautmann (1975 bis 1977), Rudi Jepp gemeinsam mit Helmut Töpferwein (1977 bis 1989) und Helmut Töpferwein (1989 bis 1990).

Die Gaststätte wurde 1991 geschlossen.

 

Anno 1990: Wiedervereinigung

Nach den ersten freien Volkskammerwahlen in der DDR im März sprachen sich die politischen Parteien eindeutig für die Deutsche Einheit aus. Dafür gaben die Siegermächte des 2. Weltkrieges (USA, England, Frankreich und Sowjetunion) mit dem Zwei-Plus-Vier-Vertrag ihre Zustimmung. Im Juli schaffte man die Bezirke auf dem Gebiet der DDR ab und bildete fünf neue Bundesländer. Hedersleben war nun wieder eine Gemeinde im Land Sachsen-Anhalt.

 

Anno 1990: Kontakte zur Gemeinde Hegensdorf (Nordrhein-Westfalen)

Die Kirchengemeinde knüpfte bereits 1951 erste Kontakte zur Gemeinde Hegensdorf. Sie brachen in den 60er Jahren wieder ab. Die Pfarrgemeinde Hedersleben nahm 1990 wieder den Kontakt auf. Ein erstes Treffen fand zu Pfingsten statt. Hegensdorf erwiderte 1992 – dabei stand der rege Erfahrungsaustausch zwischen den Freiwillen Feuerwehren und ein Fußballspiel im Mittelpunkt. Zum Hedersleber Dorffest 1992 sah man sich wieder.

 

Anno 1991: Abwicklung der LPG

Nach der Wiedervereinigung beschloss die Bundesregierung mit dem Landwirtschaftsanpassungsgesetz (LwAnpG) die Auflösung der LPG bis zum 31.12.1991. Daraus ergaben sich für die Verantwortlichen der LPG einmalige Aufgaben. Es ging nicht nur um Boden und Immobilien, sondern vor allem um die Mitglieder der LPG.

Die Vorsitzenden und Vorstände der LPG Pflanzen- und Tierproduktion Hedersleben und Dederstedt einigten sich auf einen Zusammenschluss zur LPG Hedersleben, um eine vermögensrechtliche Teilung und das anstehende Insolvenzverfahren erfolgreich zu gestalten. Sie hatte Anfang 1990 noch über 350 Mitglieder. Die entsprechenden Entscheidungen traf man in den Mitgliedervollversammlungen der LPG.

Mit der Verordnung über die Gewährung von Vorruhestand war nach dem 3. Oktober 1990 ein vorzeitiges Ausscheiden der Beschäftigten aus dem Arbeitsprozess möglich. 1991 schieden aus der LPG Hedersleben alle Mitglieder über 57 Jahre aus. Jüngere Mitglieder, die keine Perspektive in der Landwirtschaft mehr sahen, verließen die LPG. Mitte 1991 zählte die LPG noch 180 Mitglieder.

Die Alteigentümer Weitzel, Köster, Florstedt und Günther erhielten ihre Güter sowie Grund und Boden zurück.

LPG Mitglieder konnten sich ihr Bodenreformland auszahlen lassen bzw. es verpachten.

Von der LPG wurden folgende Bereiche ausgegliedert:

  • alle für einen Nachfolgebetrieb noch verfügbaren landwirtschaftlichen Nutzflächen, Stallanlagen sowie erforderliche technische Ausrüstungen und Gebäude.
  • für die Landbau Hedersleben GmbH die weiter nutzbaren Gebäude, Einrichtungen und Ausrüstungen sowie die in diesem Bereich tätigen Mitglieder.
  • für die Fahrzeuginstandsetzung Service GmbH Hedersleben weiterbenötigten Werkstätten und technischen Ausrüstungen sowie die für die Instandsetzung notwendigen Mitglieder.

Dieser Prozess wurde von Beratern aus den alten Bundesländern begleitet.

 

Anno 1991: Die Agrargenossenschaft „Laweketal“ wird gegründet

Mit der Abwicklung der LPG stellte sich die Frage, wie eine landwirtschaftliche Nutzung weiter betrieben werden sollte. Die Mehrheit der Mitglieder entschied sich für die Bildung eines größeren und moderneren landwirtschaftlichen Unternehmens. Danach gründeten 50 Mitglieder im Jahr 1991 die Agrargenossenschaft „Laweketal“ Hedersleben mit einer Fläche von 3138 Hektar. Von der ehemaligen LPG wurden 154 Arbeitskräfte übernommen. Die Leitung übernahm Christian Schaarschmidt.

Es war ein Neuanfang unter marktwirtschaftlichen Bedingungen. Nach Rückgabe der Ackerflächen an die Alteigentümer standen vorwiegend Pachtflächen für eine Bewirtschaftung zur Verfügung. Die Anlagen für die Tierproduktion und weitere Wirtschaftsgebäude wurden weiter genutzt. Schon nach kurzer Zeit gab man die Schaf- und Schweineproduktion sowie die Rindermast aus ökonomischen Gründen auf. Die Milchviehanlage wurde 1992/93 nochmals umgebaut und modernisiert. Leider blieb der erhoffte Erfolg aus und auch diese Anlage wurde aus Kostengründen über eine Ausschreibung 2004 an einen Rinderzüchter aus Holland verkauft. Nun war die Trennung zwischen Pflanzen- und Tierproduktion wiederhergestellt.

 

Anno 1991: Schließung des Kulturhauses

Das von 1949 an als Kulturhaus genutzte ehemalige Herrenhaus der Familie Wendenburg wurde endgültig geschlossen.

 

Anno 1992: Verkauf des Kulturhauses

Die Gemeinde verkaufte das Kulturhaus an Marko Seifert in Eisleben. Der neue Besitzer veranlasste 1993 einen größeren Umbau der Inneneinrichtung und eine Sanierung der Toilettenanlage. Danach erfolgte die Eröffnung einer Diskothek mit dem Namen „Dance Palast“. Am 17.07.1993 fand eine groß angelegte Open-Air-Show mit dem „Captain Hollywood Project“ vor dem Dance Palast statt. Die Veranstaltung misslang, und der Untergang der Diskothek war besiegelt. Bereits 1994 war Marko Seifert insolvent und der Dance Palast schloss seine Pforten. Erhebliche Bauschäden und ein Brandschaden waren die Hinterlassenschaften.

 

Anno 1993: Verwaltungsgemeinschaft

Zur Reduzierung des Verwaltungsaufwandes bildete man im Land Sachsen-Anhalt Verwaltungsgemeinschaften. Die Gemeinde Hedersleben wurde ab Januar 1993 der Verwaltungsgemeinschaft „Mansfelder Platte“ zugeordnet. Dazu gehörten neben Hedersleben die Orte Augsdorf, Dederstedt, Burgsdorf, Hübitz, Neehausen, Polleben, Rottelsdorf und Siersleben. Verwaltungssitz wurde Polleben. Das Standesamt Hedersleben verlegte man nach Polleben. Das Gemeindebüro in Hedersleben war nur noch dienstags besetzt. Für die Bürger entstanden dadurch längere Wege für die Erledigung ihrer Anliegen. Die Verwaltungsgemeinschaft „Mansfelder Platte“ wurde zum 31.12.2004 aufgelöst.

 

Anno 1993: Neuer Gemeinderaum in der Kirche

In der evangelischen Kirche „St. Simon & Judas“ wurde unter der Orgelempore ein beheizbarer Gemeinderaum mit einem Kostenaufwand von 20.000 DM errichtet und eingeweiht.

 

Anno 1993: Anschluss an das Abwassernetz

Der Abwasserzweckverband „Salza“ mit Sitz in Salzmünde hatte bereits die Kläranlage in Pfütztal errichtet und die Hauptleitungen für die Dörfer aufwärts im Laweketal bis Dederstedt verlegt. Das ermöglichte Hedersleben, die Abwässer nun über eine gesonderte Druckleitung bis nach Dederstedt zu transportieren (Fertigstellung 1998).

Das Ingenieurbüro Stephan aus Quedlinburg erhielt von der Gemeinde den Auftrag, das Abwasserleitungsnetz für den Ort zu projektieren. Bereits 1993 konnte mit der Verlegung der Kanalisation in der Goldgasse begonnen werden. Danach wurde die Straße völlig neu gepflastert. Der Name Goldgasse erhielt dadurch wieder die Berechtigung der Namensgebung…

In den Jahren 1994-97 erfolgten die Erschließungsarbeiten in der heutigen Lindenstraße. 2001 begann der Ausbau der gesamten Hauptstraße und dem Märzberg. Die notwendige Projektierung für diese und weitere Straßen übernahm das Ingenieurbüro Zeller/Berghahn. Die letzten Arbeiten fanden im Polleber und Burgsdorfer Weg 2005 ihren Abschluss. Für Hedersleben war nun die Ära der Trockenklosetts (Herzchenhäuschen) und Klärgruben in Wohnhausnähe vorbei. Die Laweke verließ nun Hedersleben wieder mit sauberem Wasser.

 

Anno 1994: Kreisgebietsreform

Mit dem Gesetz zur Gebietsreform ordnete man die Kreisstrukturen in Sachsen-Anhalt neu. Aus den Landkreisen Eisleben und Hettstedt wurde am 01.07.1994 der Kreis „Mansfelder Land“ mit Sitz in Eisleben gebildet. Seit 01.01.2005 gehörte die Gemeinde Hedersleben zur Verwaltungsgemeinschaft Lutherstadt Eisleben.

 

Anno 1994: Wahl eines ehrenamtlichen Bürgermeisters

Nach 1945 waren folgende Bürgermeister hauptamtlich tätig:

         Herr Werner Olze                    1945 – 1951

         Herr Georg Langheinrich           1951 – ?

         Herr Siegfried Kuhjath               ?    – 1955

         Herr Butterling                               1955 – 1960

         Herr Waldemar Hanisch           1960 – 1976

         Herr Latauschky                             1976 – 1980

         Frau Lieslotte Zanettel             1980 – 1989

         Herr Wilfried Riß                             1989 – 1990

Nach der Wende wurde 1990 Gerald Götter aus Oberrißdorf gewählt und noch hauptamtlich eingesetzt. Im Gemeindebüro arbeiteten sechs Angestellte. Die Gemeindevertretung bestand aus 15 gewählten Mitgliedern. Für den Bürgermeister entstanden durch die neue Gesetzgebung und marktwirtschaftliche Prämissen völlig neue Bedingungen.

Die LPG hatte ihre Leistungen gegenüber der Gemeinde eingestellt. Nach den von der Landesregierung erlassenen Richtlinien für die Verwaltungsgemeinschaft „Mansfelder Platte“ durfte 1994 nur noch ein ehrenamtlicher Bürgermeister für Hedersleben gewählt werden. Niemand bewarb sich. Auf Drängen zahlreicher Bürger des Ortes stellte sich schließlich Walter Klingenstein zur Wahl. Er erhielt über 70 Prozent der abgegebenen Stimmen. Zu seiner Unterstützung verblieben drei Gemeindearbeiter und für genehmigte Maßnahmen ABM-Kräfte. Der Gemeinderat und der ehrenamtliche Bürgermeister wurden vor Probleme unbekannten Ausmaßes gestellt.

Es ging um folgende Schwerpunkte:

  • Die Gemeinde hatte der Wohnungsgesellschaft Helbra (WVG) die Verwaltung ihres vermietbaren Wohnbestandes übertragen. Die Arbeit war unzureichend. Beschwerden der Mieter wurden kaum beachtet und Versprechen nicht eingelöst. In nur vier Jahren verschuldete sich die WVG mit über 400.000 DM. Daraufhin trennte sich die Gemeinde von der WVG. Im Streit um die Schuldsumme hat man schließlich das Ministerium in Magdeburg mit einbezogen. Die Gemeinde setzte sich durch und erzielte ein positives Ergebnis.
  • Das Kultur- und Amtshaus der Gemeinde war nicht nur in der Bausubstanz völlig marode, sondern zugleich noch mit hohen Schulden belastet.

In sachlicher Verhandlung mit der Sparkasse Eisleben einigte man sich schließlich auf eine für die Gemeinde großzügige Lösung, die für eine spätere Renovierung den Weg ebnete.

  • Die Agrargenossenschaft Hedersleben übernahm 1991 den Technikhof (Amtshof) nicht, da es zu keiner einvernehmlichen, finanziell tragbaren Lösung kam. Nach dem Auszug war der Technikhof herrenlos. Der Zustand der Gebäude verschlechterte sich zusehends. Nach Verhandlungen mit der Treuhand konnte die Gemeinde das gesamte Objekt zu verkraftbaren Konditionen übernehmen.
  • Der Konsum (ehemals Barths Hof) wurde 1991-1993 von der EDEKA übernommen und kurz danach wieder geschlossen. Für den Rückkauf des nunmehr leerstehenden Gebäudes hatten die damaligen Verantwortlichen in der Gemeinde mit der EDEKA einen Vertrag über ca. 45.000 DM ohne finanzielle Deckung geschlossen. Walter Klingenstein erreichte schließlich, dass die Gemeinde dieses Objekt zum Nulltarif gegen Bestätigung einer Spende in Höhe der geplanten Kaufsumme erhielt.

In der Amtszeit von Walter Klingenstein von 1994 bis 2004 wurden folgende Vorhaben realisiert:

  • Straßenbau und Grünanlagen:
    • Bitumenbelag für die Sorge, den Mansfelder Weg, die Grüne Tanne und den Lindengraben;
    • Sanierung der Hofbefestigung im Gemeinde- und Amtshof.
    • Friedhof: Komplettsanierung der Trauerhalle, der Gehwege und Grünanlagen; Bau einer Abfallgrube und Gießwasseranlagen;
    • Neubau der Gehwege im gesamten Hauptstraßenbereich;
    • Modernisierung und Neuverkabelung der gesamten Dorfbeleuchtung;
    • Neugestaltung der Grünanlagen am Ortseingang, Schenkberg und Gemeindehof;
    • Wegebau und Parkplätze für die 40 WE am Lindengraben;
    • Abriss des baufälligen Saales (ehem. Krelling), Bau von Parkplätzen für die Sorge.
  • Gebäude:
    • Sanierung von Dach und Fassade am Amtshaus (Kulturhaus) sowie Innenausbau;
    • Dach- und Fassadensanierung vom Wohnhaus (ehem. Reiche), neue Fenster und Türen;
    • Nochmalige Sanierung der Dorfgaststätte (ehem. Krelling und von der Agrargenossenschaft nicht übernommen), Verpachtung an Jack Rückriem aus Dederstedt;
    • Dachsanierung am Wohnhaus (hinter dem Kaiser);
    • Errichtung des Feuerwehrdepots und Neugestaltung der Einfahrt im Amtshof.

 

Diese umfangreichen Maßnahmen führten zur Verbesserung des Dorfbildes und der Lebensqualität der Einwohner. Sie waren nur möglich aufgrund der guten Zusammenarbeit mit engagierten ehrenamtlichen Gemeindemitgliedern, ABM-Kräften, dem Ingenieurbüro Stephan und Partner sowie der Verwaltungsgemeinschaft „Mansfelder Platte“ und den zuverlässig arbeitenden Betrieben.

 

Anno 1994: Ortsansässige Firmen

    In Hedersleben gab es zu diesem Zeitpunkt folgende Unternehmen:

  • Agrargenossenschaft „Laweketal“
  • Meisterbetrieb Glaserei & Tischlerei, Inh. Horst Ehnert, Sorge 3
  • Bauunternehmen Hoch- und Tiefbau, Inh. Manfred Sowoidnich, Hauptstraße 1a
  • Bezirksschornsteinfegermeister Axel Blau, Hauptstraße
  • Güterkleintransport, Inh. Jörg Heise, Burgsdorfer Weg 11
  • Dorfgaststätte Hedersleben, Inh. Birgit Cieschek, Hauptstraße 5
  • ASS-Automobile, Hauptstraße Richtung Schwittersdorf
  • Flora-Apotheke Hedersleben, Zweigstelle der Mohren-Apotheke Eisleben, Inh. V. Stahl & G. Vals, Polleber Weg 5
  • Landbau Hedersleben GmbH, Hauptstraße 18c
  • Schankwirtschaft & Getränkehandel, Inh. Petra Heise, Burgsdorfer Weg 11
  • Blumenshop, Inh. Isolde Klingenstein, Polleber Weg 16
  • Bestattungshaus Voigt, Inh. Manfred Voigt, Grüne Tanne 13
  • Landdrogerie, Sauna und Sonnenstudio, Inh. Hanni Weiser, Burgsdorfer Weg 4a
  • Sonny’s Frisierstübchen, Inh. Sonny Voigt, Grüne Tanne 13
  • Fahrzeuginstandsetzung Service GmbH Hedersleben, Hauptstraße 18
  • Holzhandlung HWH, Inh. Heinrich Wehmeyer jr., Burgsdorfer Weg

 

Anno 1995: Veränderungen in der Einwohnerzahl

 

 

Erst mit den aufgeführten Maßnahmen zum Wohnungsbau kam es zu zumutbaren Wohnverhältnissen. Nach der Wende verließen vor allem junge Bürger u.a. wegen fehlender Arbeitsmöglichkeiten Hedersleben.

 

Anno 1996: Anschluss an das Erdgasnetz

Nach der Wende bestand die Möglichkeit, die alten Kohleheizungen gegen neue Öl- bzw. Gasheizungen zu ersetzen. Da Hedersleben noch kein Gasanschluss hatte, entschieden sich vor allem Eigenheimbesitzer für eine Ölheizung. Eine Gasleitung von Schwittersdorf nach Hedersleben wurde 1995 gelegt. Alle Haus- und Wohnungsbesitzer konnten nun die technisch veralteten und umweltschädlichen Kohleheizungen durch moderne Gasanlagen ersetzen. Für die Mieter in den Wohnhäusern führte das ebenfalls zu einer höheren Lebensqualität. Die Grundschule, der Kindergarten und das Ärztehaus (ehemaliges Landambulatorium) erhielten Gasheizungen.

 

Anno 1996: Erneuerung der Friedhofskapelle

Die Kirchengemeinde veranlasste die Sanierung der kleinen maroden Friedhofskapelle. Es erfolgte die Aufnahme eines Kredites und die Vorbereitung der Baumaßnahmen. Der Pfarrer Grohmann weckte das Interesse der Gemeinde zur Verwirklichung des Vorhabens. Daraufhin übernahm die Gemeinde den Kredit und die Sanierung einschließlich weiterer Arbeiten auf dem Friedhof.

 

Anno 1997: Kirchturmsanierung

Auf Initiative des Pfarrers Grohmann begann die Außensanierung des Westturmes der Kirche. Dabei erfolgten umfangreiche Instandsetzungs-arbeiten an Dach, Mauerwerk und Turmuhr. Der Kredit dafür belief sich auf 98.000 DM.

 

Anno 1998: Neues Feuerwehrdepot im Amtshof

Das Feuerwehrdepot in der Lindenstraße eignete sich für die größeren Löschfahrzeuge nicht mehr. Daher veranlasste die Gemeinde einen großzügigen Umbau der vorhandenen Garagen und Sozialeinrichtungen der ehemaligen LPG im Amtshof. Die Baukosten für das neue und moderne Feuerwehrdepot trug die Gemeinde allein. Die Baumaßnahmen erbrachten vorwiegend ABM-Kräfte und Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehr. Die Unterbringung des neuen und vor allem größeren Löschfahrzeuges vom Typ TLF16 (auf Basis des W50 mit 2000 Liter Wassertank) war damit gesichert.

 

Anno 1999: Gründung des Heimat- und Kulturvereins

Am 21.04.1999 wurde der „Hedersleber Heimat- und Kulturverein e.V.“ (HKV e.V.) gegründet. Die Gründungsmitglieder waren: Christine Kempke, Dirk Wohland, Cordula Haase, Diana Hanke, Tobias Baust, Lars Jennert, Michael Jung, Matthias Hanke, Nikola Scholz und Thomas Scholz.

Im Jahr 2000 bezog der Heimat- und Kulturverein die Vereinsräume in der heutigen Denkmalstraße 24 und ab 2005 die neuen Räumlichkeiten im Amtshof Hedersleben.

Der Verein übernahm die Patenschaft über die Kindertagesstätte „Laweketalspatzen“. Darüber hinaus trägt der HKV e.V. seit Jahren durch engagierte Organisation und Durchführung von vielen Veranstaltungen zum kulturellen Leben der Gemeinde bei.

 

 

 

 

 

 

 

 

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